Kurs Geistliche Begleitung 2010-12: Rückblick

Eva Müller-Löhr. Nachdem ich den zweijährigen Kurs der GWG in "Personenzentrierter Gesprächsführung" nach Carl Rogers absolviert hatte, war ich sehr gespannt wie sich diese auf Akzeptanz, Wertschätzung bzw. Empathie und Kongruenz basierende Haltung gegenüber dem Klienten mit dem persönlichen Glauben und Gottesbild des zu Begleitenden in der "Geistlichen Begleitung" verknüpfen lässt. Diese zuvor bereits eingeübte Haltung, die nicht lösungsorientiert ist, schien mir sehr förderlich bzw. heilsam für den individuellen Entwicklungs- oder Reifungsprozess zu sein.  Lediglich durch das Herstellen einer angenehmen Atmosphäre und dem Anbieten eines ausreichenden Entfaltungsspielraumes wurde hier angenommen, dass durch das Bewusstwerden der eigenen Befindlichkeit bei einem psychisch relativ stabilen Klienten, die Lösung für seine eigenen Probleme in der einzelnen Person selbst zu finden sei.

Dennoch hatte ich als gläubige und praktizierende Christin (römisch-katholisch) Bedenken, dass dieser positive Ansatz ohne den Fokus auf Gott zu richten, ins Leere verlaufen könnte. Hatte ich doch selbst die Erfahrung gemacht, dass sich scheinbar oberflächlich beginnende Gespräche innerhalb kürzester Zeit in existentielle Themen verwandelten. Die Sinnfrage trat hierbei nicht nur überwiegend bei Senioren auf, sondern zog sich durch alle Altersgruppen, die sich in Krisensituationen verschiedenster Art befanden. Hierbei spielte meiner Ansicht nach die Trauerbewältigung eine ganz entscheidende Rolle.  Deshalb war für mich persönlich die Kombination von Theologie und Psychologie so wichtig!

In diesem von Günter Niehüser, Barbara Stolzenberger und Pfarrer Hans Stehle geleiteten Kurs für "Geistliche Begleitung" JK (vom 26.09.2010 bis zum 21.06.2012) wurde nun in zehn Blockkursen das Augenmerk auf die verschiedenen Lebensphasen eines Menschen gerichtet. Dabei kamen zahlreiche Lebensumstände, körperlich und seelische Befindlichkeiten, Fähigkeiten, Motivationen, Hemmnisse, Normabweichungen oder Grenzen für menschliches Handeln in der Beziehung zu Gott und den Mitmenschen zur Sprache. Auf diese Art und Weise wurde für die Teilnehmer des Kurses "Geistliche Begleitung"  ein Grundstock gelegt. Dieser ermöglicht de(m)r Begleiter(in) zum einen,  dem zu Begleitenden gegenüber mit dessen eigenem Gottesbild, seiner Fähigkeit oder seinem Unvermögen mit Gott in Beziehung zu treten, ein größeres Verständnis entgegenzubringen und als Mitsuchende(r) den vitalen Kräften und Ressourcen des zu Begleitenden auf die Spur zu kommen. Zum anderen ist dadurch, dass ebenso auf die eigene Befindlichkeit de(s)r  Begleiter(s)in geachtet wurde, ein Gespür dafür entstanden, dass bei aller Toleranz und Wertschätzung des Gegenübers nicht jeder Geistliche Begleiter für jeden Menschen hilfreich ist, genauso wie bei z.B.: Befangenheit oder ähnlichen Erfahrungen, Assoziationen etc. nicht jeder zu Begleitende dem Begleiter gut tut. Dieses Empfinden gilt es zu sortieren und zu klären, um dann im Sinne beider Beteiligten zu entscheiden, ob eine weitere Begleitung als sinnvoll angesehen werden kann. 

Es gibt diverse Ansätze oder Methoden, um die eigenen Lebensziele zu erreichen, doch scheint mir die wertungsfreie, auf positive Erfahrungen oder Überlebensstrategien achtende Lebenseinstellung im Vertrauen auf Gott, viel nachhaltiger zu wirken als beispielsweise die Konfrontation des Klienten mit seinen Verhaltensweisen. Gegebenenfalls hat auch diese ihren Stellenwert, sollte aber in der "Geistlichen Begleitung" eher in Ausnahmesituationen und sehr überlegt eingesetzt werden, damit die entsprechende Person keine bleibenden psychischen Schäden behält.

In diesem  Zusammenhang möchte ich als mein persönliches Fazit festhalten, dass die Überzeugungskraft und der Gewinn dieser Fortbildung: "Geistliche Begleitung" damit verbunden sind, dass die drei Dozenten als sich gegenseitig ergänzendes Team überzeugen, indem sie versuchen, diese positive, nach vorne gerichtete Lebenseinstellung selbst zu verinnerlichen und durch ihre eigene Beziehung zu Gott, die nötige Tiefe zu verleihen. Eine Vertiefung der angesprochenen Einzelthemen wie z.B.: "Glück, Schuld, Versöhnung oder von Gott sprechen" in Wochenendkursen unter Leitung dieses Teams kann ich aus besagtem Grunde nur befürworten.



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